Eine Wildkatze als Haustier?

Wie Wildkatzen leben und warum sie als Haustiere ungeeignet sind

Wildkatzen leben in der Wildnis – das sagt der Name schon. Doch die Tierzucht ist ständig im Wandel. Katzenzüchter setzen mit Hybridrassen neue Trends – manche Tierhalter mögen die Vorstellung, eine sehr seltene Katzenrasse zu Hause auf dem Sofa zu haben. Aber ist das vernünftig? In diesem Artikel lesen Sie, welche Wildkatzen es gibt, wie sie leben und warum sie als Haustiere ungeeignet sind.

3 Arten von Wildkatzen – und woran Sie sie erkennen

Vielleicht fragen Sie sich, was sich hinter dem Begriff „Wildkatze“ verbirgt. Wo leben sie und ist damit sogar ein Tiger gemeint? Nein. Wildkatzen werden zunächst in drei Arten eingeteilt. Sie sind in Europa, Afrika und Asien verbreitet und leben bevorzugt in Wäldern. Die drei Arten auf einen Blick: 

 

  • Europäische Wildkatze: Sie wird auch „Waldkatze“ genannt und fällt durch einen buschigen Schwanz auf, der mit einer breiten, stumpfen Rundung endet. Waldkatzen gibt es auch bei uns in Deutschland.
  • Afrikanische Wildkatze: Die „Falbkatze“ zeichnet sich durch einen spitz zulaufenden Schwanz und rötliche Ohren aus. Sie ist schlank und hat im Verhältnis zu Hauskatzen lange Beine. Von ihr stammt unsere heutige Hauskatze ab.
  • Asiatische Wildkatze: Die sogenannte „Steppenkatze“ hat ein charakteristisches geflecktes Fellmuster. Sie lebt vorrangig in Afghanistan, Pakistan, Indien und weiten Teilen von Zentralasien.

Die europäische Wildkatze als Haustier? Besser nicht!

Eine europäische Wildkatze sitzt auf einem Baumstamm.
Europäische Wildkatze mit charakteristischem buschigem Schwanz.

In Deutschland haben wir es am ehesten mit der europäischen Wildkatze zu tun. Aber: Besonders häufig bekommen Sie sie nicht zu Gesicht. Die Einzelgänger sind sehr scheu und lassen sich in ihren großen Streifgebieten (1.500 bis 3.000 Hektar) nur selten blicken. Sie leben vor allem in Laub- und Mischwäldern. Am Tag schlafen sie viel, bei Sonnenuntergang beginnt die Jagd: Sie fressen insbesondere Mäuse und junge Kaninchen.

Eine europäische Wildkatze unterscheidet sich hauptsächlich durch den buschigen Schwanz, die kräftige Statur und das dichte Fell von einer Hauskatze.

Falls Sie also mal eine Wildkatze in freier Natur sehen, werden Sie sie womöglich gar nicht für eine solche halten. Sie ist in der Regel etwas größer und wirkt insgesamt kräftiger. Achten Sie genau auf den Schwanz: Ist dieser dicker und hat er eine breite, stumpfe Endung, könnte es sich um eine Wildkatze handeln. Doch trotz ähnlicher Optik: Wildkatzen eignen sich nicht als Haustiere. Abgesehen davon, dass es Ihnen kaum gelingen wird, eine Wildkatze zu zähmen, müssen wir von der Haltung einer Wildkatze in einem Haushalt abraten. Versuche haben ergeben, dass sich Wildkatzen selbst dann nicht an Menschen gewöhnen, wenn sie bei ihnen aufwachsen.

Wildkatzen sind „Pirschjäger“ – Hauskatzen sind „Ansitzjäger“.

Wildkatzen haben einen etwas anderen Jagdtrieb als Hauskatzen. Sie schleichen sich an und erlegen ihre Beute mit einem Überraschungsangriff, während Hauskatzen als „Ansitzjäger“ stundenlang an einem Ort verharren und auf ihre Chance warten.

Im Video: Wildkatze verteidigt Kitten gegen Wolf

Im Video der Deutschen Wildtier Stiftung sehen Sie eine europäische Wildkatze, die ihre Kitten in der Nacht gegen einen Wolf verteidigt.

Zum Schutz Ihrer Persönlichkeitssphäre ist die Verknüpfung mit dem Video-Streaming-Dienst deaktiviert. Per Klick aktivieren Sie die Verknüpfung. Wenn Sie das Video laden, akzeptieren damit Sie die Datenschutzrichtlinien des Video-Streaming-Dienstes. Weitere Informationen zu den Datenschutzrichtlinien des Video-Streaming-Dienstes finden Sie hier: Google - Privacy & Terms

„Wilde Hybridzucht“: Kreuzung aus Haus- und Wildkatzen

Menschen streben nach Weiterentwicklung, sie sind neugierig und probieren gerne Dinge aus. Zum Beispiel, wenn sie versuchen Wildkatzen zu domestizieren.

 

Domestizierung ist die Veränderung von Wildtieren zu Haustieren, bei der diese durch den Menschen über Generationen hinweg von der Wildform genetisch isoliert werden. 

 

Die Zucht von Hybridkatzen begann schon in den 1970er-Jahren – damals noch in Zusammenhang mit wissenschaftlichen Experimenten. Doch man hat schnell Geschmack gefunden an den hübschen Kreuzungen. Die bekanntesten sind heute: 

 

  • Savannah-Katze: Diese Kreuzung entsteht aus einer Hauskatze und einer wilden afrikanischen Katzenart – dem „Serval“. Sie ist eine der teuersten Katzenrassen der Welt. Die Savannah-Katze ist eine große, schlanke Katze mit langen Beinen, langem Hals, kleinem Kopf und großen Ohren.
  • Bengal-Katze: Hierbei wird eine Hauskatze mit einer wilden asiatischen Leopardenkatze gekreuzt. Das Ergebnis: Sie sehen aus wie Mini-Leoparde, was viele Menschen offensichtlich begeistert. 
  • Caracat: Diese Katze trägt ihren Namen aufgrund einer Kreuzung zwischen einem asiatischen „Karakal“ (auch Wüstenluchs genannt) und einer Hauskatze. Vor allem aufgrund der Ohren ähnelt sie tatsächlich einem Luchs. 
Eine Bengal-Katze im Sitzen
Bengal-Katze mit typischem Fellmuster

Alle drei Hybridrassen sind sehr beliebt – sie sehen auch einfach toll aus. Dennoch wird die Hybridzucht mit Wildkatzen zum Teil kritisch gesehen. Zum einen ist die Paarung mit einem wilden Kater für die Hauskatze nicht ganz ungefährlich. Ein Karakal- oder Serval-Kater ist in der Regel größer als die Hauskatze, wodurch es bei der Paarung zu Komplikationen kommen kann. Zum anderen sind Hybridkatzen naturbedingt weniger zahm und anschmiegsam – und damit vielleicht nicht die beste Wahl für Familien mit Kindern. Übrigens: 

 

Bei der Paarung von Wild- und Hauskatzen gelten nur die ersten vier Generationen behördlich noch als Wildformen – ab der fünften Generation gelten die Katzen dann schon als gezähmt.

 

Zum Vergleich: Unsere heutigen Katzen sind durch einen jahrhundertelangen Domestizierungsprozess zu Haustieren geworden, während die genannten Hybridrassen auch nach fünf Generationen noch wilde Verhaltensmuster zeigen. Sie setzen gern mal ihre Krallen ein und markieren ihr Revier in der Wohnung. Deswegen ist es wichtig zu wissen: Wilde Hybridkatzen haben eine tolle Optik – innerlich sind sie aber noch nicht unbedingt zahm. 

 

Teilen Sie diesen Artikel mit Ihren Freunden & Bekannten:


Weitere Artikel der aktuellen Ausgabe