Bengalkatze – Wildkatze oder Haustiger?
In jeder Bengalkatze steckt ein bisschen Wildkatze: Doch was bedeutet das für die Haltung?
Große lebhafte Augen, ein eleganter und gleichzeitig athletischer Körper sowie die wilde, marmorierte Musterung – eine Bengalkatze erkennt man auf den ersten Blick. Durch ihre besondere Fellzeichnung ähnelt sie einem kleinen Leoparden. Oft wird sie deshalb auch Leopardette genannt. Äußerlich erinnert sie stark an eine Wildkatze, doch ihr Wesen ist einer Hauskatze viel ähnlicher. Bengalkatzen sind aktive, neugierige, verschmuste und menschenbezogene Tiere – gefährlich sind sie nicht. Doch ihr „wildes Erbe“ prägt natürlich den Charakter und macht Bengalkatzen zu sehr besonderen Tieren. Wir erklären Ihnen, was Sie über die Haltung von Bengalkatzen wissen müssen.
Mandelförmige Augen, marmoriertes Fell und ein schlanker Körper – die Erkennungsmerkmale einer Bengalkatze
Bekannt ist die Bengalkatze für ihr exotisches Fell. Die „wilde“ Musterung, die dem Leoparden sehr ähnlich ist, begeistert viele Katzenliebhaber. Typisch sind die horizontalen Tupfen und Rosetten sowie der helle Bauch. Die Farben reichen von Gold, Braun und Orange bis hin zu Sand, Grau und Schwarz. Dabei gibt es zwei Zeichnungsmuster des Fells, die anerkannt sind:
- Marbled: „Marbled“ beschreibt eine marmorierte Fellzeichnung, die einer „gestromten“ Zeichnung vieler Katzenrassen ähnelt. Es ist dabei wichtig, dass das Fell dem einer „normalen“ Hauskatze nicht zu nahe kommt.
- Spotted: „Spotted“ ist die Fellzeichnung, die einer Leopardkatze am ähnlichsten ist. Vergleichsweise große Tupfen, die ein- oder zweifarbig sein können, zieren die Tiere. Unter Züchtern ist dies meist die gewünschte Zeichnung.
Die körperlichen Eigenschaften einer Bengalkatze
Bengalkatzen können bis zu 6 kg schwer und 30 cm hoch werden. Mit ihrer Größe ähneln sie dabei „normalen“ Hauskatzen. Im Vergleich zu Hauskatzen ist ihr Körper etwas länger und sie fallen oft durch ihren athletischen, schmalen und gleichzeitig eleganten Körper auf. Neben dem Fell und Körperbau sind außerdem die großen Augen ein Merkmal, das sie von ihren genetischen Vorfahren geerbt haben.
Wenn Sie Interesse an einer Bengalkatze haben und Sie ihren Bedürfnissen gerecht werden können, dann erkundigen Sie sich in einem Tierheim – Bengalkatzen werden immer wieder abgegeben.
Das Wesen einer Bengalkatze – nicht nur ihr Aussehen macht sie so besonders
„Sind Bengalkatzen aggressiv?“ ist eine häufige Frage. Das exotische Erscheinungsbild der Bengalkatze lässt vermuten, dass auch ihr Charakter von wilder Natur ist. Das trifft aber nur bedingt zu. Trotz des Wildkatzen-Erbes zählen Bengalkatzen zu den ausgesprochen freundlichen und menschenbezogenen Katzenrassen. Die folgenden Wesenszüge sind charakteristisch für Bengalkatzen:
- anhänglich (suchen Aufmerksamkeit vom Halter)
- verschmust
- kommunikativ gegenüber Menschen
- dominant, aber nicht aggressiv
- temperamentvoll
- sehr aktiv (bis ins hohe Alter)
- ausgeprägter Jagdtrieb
- besonders neugierig
- klettern und schwimmen sehr gerne
- schlafen bis zu 16 Stunden
Bengalkatzen sind verschmuste, aber temperamentvolle Menschenliebhaber, die unterhalten und beschäftigt werden wollen – und gerne im Wasser tollen.
Bengalkatzen halten – was ist wichtig?
Bengalkatzen sind keine Wildkatzen mehr, aber das „wilde Blut“ steckt noch in ihnen. Dies prägt auch ihr Verhalten. Sie haben einen starken Bewegungsdrang. Sie jagen, klettern und schwimmen für ihr Leben gern. Sind sie für eine längere Zeit allein, dann kommt bei Bengalkatzen schnell Langeweile auf. Halter müssen sich somit bewusst sein, dass sie für die Haltung einer Bengalkatze ausreichend Zeit und Platz brauchen. Bengalkatzen sind also keine Tiere, die Sie lange allein lassen sollten.
Die Zucht und Haltung von Bengalkatzen – ein viel diskutiertes Thema
Die vergleichsweise junge Zucht von Bengalkatzen gibt immer mal wieder Anlass zur Diskussion. Das exotische Fell machte die Katze zu einem sehr nachgefragten Tier. Die Befürchtung vieler Tierschützer ist deshalb, dass die Tiere ausschließlich aufgrund ihres Aussehens gekauft und die Bedürfnisse der Katzen dabei vernachlässigt werden. Das Temperament der Bengalkatzen überfordert viele Halter – oft landen die Tiere deshalb im Tierheim. Zudem steht die Zucht von Bengalkatzen immer mal wieder in der Kritik. Wenn Tierschützer im Zusammenhang mit der Bengalkatze von Zwangsverpaarung sprechen, geht es um die Verpaarung der Ursprungsarten. Die Paarung der unterschiedlichen Rassen muss auf natürlichem Wege erfolgen, dabei kann es zu starken Verletzungen sowie Todesfällen kommen. Besonders Hauskätzinnen sind dabei einem großen Risiko ausgesetzt. Möchten Sie eine Bengalkatze vom Züchter kaufen, dann ist es wichtig, darauf zu achten, dass dieser ausschließlich mit Zuchttieren ab der fünften Generation arbeitet. Wie Sie einen seriösen Züchter erkennen, erfahren Sie hier. Aber auch diese Zucht wird von einigen Tierschützern kritisiert, denn auch die Zucht höherer Generationen fördert ihrer Meinung nach indirekt die oftmals qualvolle Kreuzung der Ursprungsarten.
Bengalkatze als Wohnungs- oder Freigängerkatze halten?
Um Bengalkatzen ein möglichst artgerechtes Leben ermöglichen zu können, ist es wichtig, dass sie ihren Aktivitätsdrang und ihre Neugier stets ausleben können. Eine kleine Wohnung ohne Freigang ist somit keine Option. Ist ausreichend Platz vorhanden, dann ist es auch möglich, eine Bengalkatze als Wohnungskatze zu halten. Dabei ist es jedoch unumgänglich, abwechslungsreiche Bewegungsmöglichkeiten für das Tier zu schaffen, an denen die Katze ihre Triebe ausleben kann. Ist eine Bengalkatze nicht ausgelastet, dann sucht sie sich Beschäftigung – und verwüstet auch mal die Wohnung. Diese Beschäftigungsideen halten Ihre Bengalkatze auf Trab:
- großer Kratz- und Kletterbaum
- Planschbecken oder große Wasserschale
- Clickertraining, Jagd- und Intelligenzspiele
- Aussichtspodest (zum Beispiel vor einem Fenster)
Bengalkatzen sind sehr aktive Tiere, die viel Beschäftigung brauchen. Nur wenn sie genug Bewegung und Unterhaltung haben, sind sie ausgelastet und glücklich.
Bengalkatzen brauchen Freiheit
Bengalkatzen sehnen sich natürlich nach Freigang. Nur als Freigänger sind sie wirklich ausgelastet. Sie sind neugierig, erforschen gerne die Natur und gehen liebend gern auf Jagd. Diese Instinkte können Katzen deutlich besser und natürlicher draußen an der frischen Luft ausleben. Doch einfach die Tür aufsperren, ist bei Bengalkatzen nicht ganz so einfach – aus zwei Gründen:
- Bengalkatzen unterscheiden sich in ihrem Charakter von „normalen Hauskatzen“, sie haben ein dominantes und aufgedrehtes Temperament. Eine Bengalkatze kann sich somit zu einem wahren Tyrannen für die Nachbarskatzen entwickeln.
- Bengalkatzen sind wahre Schätze. Sie zählen zu den teuersten Katzenrassen und die Gefahr, dass die Katze beim Freigang geklaut wird, ist deutlich höher als bei einer „normalen“ Hauskatze.
Ideal ist deshalb ein gesicherter Garten, der zum einen Ihre Bengalkatze vor fremden Zugriffen schützt und zum anderen fremde Katzen vor Ihrer Katze. Ein großer katzensicherer Garten mit der Möglichkeit, zu klettern und idealerweise auch zu schwimmen, bietet der Bengalkatze ausreichend Platz, um ihre Energie rauszulassen. Bei etwas ruhigeren Bengalkatzen ist auch ein großer Balkon viel wert, auf dem sie aktiv sein können.
Ein gesicherter Garten oder Balkon ist wichtig, damit eine Bengalkatze möglichst artgerecht leben kann.
Woher kommt die Bengalkatze?
Die Bengalkatze ist eine noch vergleichbar junge Rasse. Den Weg in die Zucht von Bengalkatzen ebnete die amerikanische Genetikerin Jean Mill. 1946 beschäftigte sie sich erstmals mit dem Thema „Crossbreeding“ (auf Deutsch: „Rassekreuzung“). Im Rahmen eines Forschungsprojektes kreuzte sie 1963 dann zum ersten Mal eine Hauskatze mit einer Asiatischen Leopardkatze. Ihr Ziel war es, die getupfte Musterung sowie den eleganten Körper der Leopardkatze mit der Persönlichkeit einer Hauskatze zu paaren. Dafür verpaarte sie eine weibliche Leopardkatze mit einem schwarzen Hauskater. Aus der ersten Kreuzungsgeneration (F1) verpaarte sie dann ein Weibchen mit dem Vatertier. Durch diese Rückkreuzung entstand die zweite Generation (F2) der Bengalkatze. Mit jeder weiteren Generation verloren die Tiere zunehmend das wilde Leopardkatzen-Verhalten und ähnelten in ihrem Wesen immer stärker einer Hauskatze.
Der Startpunkt der modernen Bengalkatzenzucht war genetische Forschungsarbeit
Auch der Genetiker William Centerville kreuzte Asiatische Leopardkatzen mit domestizierten Hauskatzen. Diese Verpaarung diente der Erforschung des Feline Leukämievirus (FeLV) – ein katzenspezifisches Virus, welches zu Katzenleukämie führen kann. Aus diesem Projekt übernahm Jean Mill weibliche Bengalkatzen und setzte ihre Forschung fort.
Aufgepasst: Beim Namen „Bengalkatze“ herrscht Verwechslungsgefahr. In diesem Artikel meinen wir die Kreuzung von Leopardkatze und Hauskatze, wenn wir von „Bengalkatze“ sprechen. Allerdings wird „Bengalkatze“ auch häufig als Synonym für die Asiatische Leopardkatze genutzt – diese ist jedoch eine Wildkatze und kann definitiv nicht als Haus- oder Freigängerkatze gehalten werden.
Asiatische Leopardkatze vs. Bengalkatze
Die Asiatische Leopardkatze (Prionailurus bengalensis) ist eine kleine Wildkatze mit dem größten geografischen Verbreitungsgebiet aller Raubkatzen. Sie ist vor allem in Waldgebieten in Südostasien zu finden, ist aber beispielsweise auch in Pakistan, China und Sibirien angesiedelt. In ihrer Größe ähnelt sie einer Hauskatze, doch ihre Beine sind schlanker und länger. Je nach Lebensraum unterscheiden sich die Asiatischen Leopardkatzen jedoch in Größe, Gewicht und Farbe deutlich. Sie sind Einzelgänger, Kletterkünstler, schlafen auf sicheren Ästen, verstecken sich aber auch gerne im Buschwald. Am liebsten jagen sie, wenn es dunkel wird. Auf ihrer Speisekarte stehen dabei Vögel, Reptilien, Fische und Krebstiere – dabei sind sie hervorragende Schwimmer.
Die Bengalkatze (bengal cat) bezeichnet die Kreuzung zwischen der Asiatischen Leopardkatze und einer domestizierten Hauskatze. 1983 wurde die Bengalkatze offiziell durch den Züchterverband „The International Cat Association (TICA)“ als Rasse anerkannt. In Deutschland gibt es für die Zucht und Haltung von sogenannten Hybridrassen jedoch strenge Auflagen des Artenschutzes. Erst in der vierten Generation (F4) nach der Kreuzung gelten Bengalkatzen als eigenständige Rasse und dürfen als Haustiere gehalten werden – denn erst ab der fünften Generation (F5) gelten sie als „zahm genug“.
Ab der fünften Generation verlieren Bengalkatzen ihren Status als Hybridrasse und dürfen als Haustiere gehalten werden.
Fazit: Bengalkatzen stellen ihre Halter immer wieder vor neue Herausforderungen – die eine ebenso konsequente wie liebevolle Hand brauchen. Wenn Sie Spaß an der Haltung von Katzen haben, die viel Zeit und Zuwendung brauchen, kann die Bengalkatze eine passende Katzenrasse für Sie sein. Die verschmusten und wunderschönen Katzen belohnen Sie dann mit ihrer Zuneigung.