Freiwilligenarbeit mit Tieren – einmal Schnurren, Kuscheln und Verwöhnen
Eine Ehrenamtliche berichtet im Interview über ihren freiwilligen Einsatz für 45 Katzen
Sie lieben Katzen, aber eine eigene Katze passt gerade nicht? Sie sind zu viel unterwegs oder Sie haben nicht die Voraussetzungen, eine Katze zu halten? Dann kann Freiwilligenarbeit mit Katzen eine erfüllende Alternative sein. Petra Brennecke hat es ausprobiert – und war begeistert. Erfahren Sie im Interview, warum ehrenamtliche Katzenhilfe sich so gut anfühlt – und wie sie Streuner optimal auf ein neues Zuhause vorbereitet.
Eine Freiwillige bei der Bremer Katzenhilfe
Petra Brennecke ist mit Katzen aufgewachsen. Sie liebt die Unabhängigkeit und das gemütliche Schnurren von Katzen. Aber eine eigene Katze passt gerade nicht. Deshalb ist die Arbeit bei der Bremer Katzenhilfe eine willkommene Möglichkeit, um Katzen zu streicheln und zu versorgen und sie auf ein Leben im nächsten Zuhause vorzubereiten.
Wie kam es dazu, dass Sie sich in der Freiwilligenarbeit mit Tieren engagiert haben?
Ich bin auf dem Land mit Katzen aufgewachsen und fand Katzen schon immer sehr niedlich. Ich überlegte oft: Möchte ich vielleicht einen Hund oder eine Katze? Bei mir sind es eindeutig Katzen, denn ich mag ihre Unabhängigkeit. Kürzlich hatte ich mal wieder eine Katze auf dem Schoß und war sofort begeistert. Wenn die Katze anfängt zu schnurren … – sie geben einem so viel! Aber ich habe keine Zeit, mich um eine eigene Katze zu kümmern. Deshalb habe ich im Internet nach einer Organisation gesucht, bei der ich mich ehrenamtlich für Katzen engagieren konnte.
Bei welcher Organisation haben Sie Freiwilligenarbeit gemacht?
Ich habe dann eine Zeit lang beim Katzenschutzbund Freiwilligenarbeit geleistet. Auf ihrem Areal in Bremen-Osterholz werden die Katzen in drei Häusern betreut. Insgesamt können sie dort bis zu 45 Katzen aufnehmen. Sie werden meistens vorbeigebracht. Dort finden Streuner oder Katzen, deren Besitzer sie nicht mehr haben wollen oder deren Halter verstorben ist, ein vorübergehendes Zuhause.
Das Ziel beim Katzenschutzbund ist es, die Tiere aufzunehmen, sie aufzupäppeln und wieder topfit sowie kompatibel für Menschen zu machen. Dann werden sie weitervermittelt – und die Organisation hat eine hohe Vermittlungsquote.
Freiwilligenarbeit mit Katzen – was ist da zu tun?
Zwei feste Mitarbeitende kümmern sich um die Pflege und Sauberkeit der Zimmer und der gesamten Anlage. Sie füttern die Tiere außerdem. Damit haben die Ehrenamtlichen also nichts zu tun. Sie betreuen je nach verfügbarer Zeit direkt die Katzen.
Wer ein Ehrenamt anfängt, hat mehrere Möglichkeiten: Sie können zum Beispiel einsteigen und einfach die Katzen streicheln. Ich bin von Zimmer zu Zimmer gegangen und habe die Katzen einfach gekrault oder mit ihnen gespielt. Der Katzenschutzbund hat dafür einen ganzen Schrank voller Katzenspielzeug! Manche Katzen haben ein Zimmer für sich alleine, weil sie nicht so verträglich mit anderen Katzen sind.
Im Wesentlichen schenken Freiwillige den Katzen ein bisschen ihrer Zeit. Das klingt nach wenig, ist aber viel wert.
Welche Aufgaben haben Sie bei der freiwilligen Arbeit mit Katzen übernommen?
Ich erinnere mich noch an den Anfang: Da bin ich zu einer besonders zutraulichen Katze gegangen und habe mich einfach hingesetzt. Die Katze kennt das, sie ist zu jedem freundlich und schnurrt immer. So habe ich eine halbe Stunde lang die Katze auf meinem Schoß gehabt. Sie drehte sich dann auch immer mal wieder und stupste mit ihrem Kopf an mein Kinn – es war unfassbar niedlich!
Wer Erfahrung mit Tieren hat, kann auch mehr machen. Es gibt zum Beispiel Katzen, die Medikamente wie Augentropfen brauchen. Das übernehmen dann Freiwillige, sodass alle Katzen gut versorgt werden. Ein Kater bekommt Spritzen, weil er Diabetiker ist. Er ist sehr hübsch, aber durch das Spritzen bisher schwer zu vermitteln. Demnächst wird er auf Tabletten umgestellt. Dann sollte er leichter vermittelbar sein.
Wie oft haben Sie als Freiwillige mitgeholfen?
Ich hatte einen festen Tag in der Woche. Die Zeiten waren sehr flexibel, ich konnte zwei oder drei Stunden machen, ganz wie es passte. Aber eine gewisse Verbindlichkeit sollte da sein, denn die Katzen gewöhnen sich an die Besucher. Am besten ist es sicherlich, einmal in der Woche hinzugehen.
Wie leben die Katzen bei der Katzenhilfe?
Alle Katzen, die zur Katzenhilfe gebracht werden, kommen erst einmal in eine Quarantänestation. Dort bleiben sie ein paar Tage, werden entwurmt, und die Mitarbeitenden checken, ob sie gechipt und kastriert sind. Die Quarantänestation ist wichtig, um zu schauen, ob die Katzen Krankheiten haben. Denn sie sollen die anderen Katzen nicht anstecken.
Auf die nächste Station kommen sie nach ein paar Tagen. Dort sehen sich die Mitarbeitenden an, wie verträglich sie mit anderen Katzen sind. Jede Katze wird deshalb individuell betrachtet. Je nachdem, wie verträglich die Katzen sind, kommen sie mit anderen zusammen oder in ein Einzelzimmer.
Was ist Ihnen besonders in Erinnerung?
Auf dem Flur des Hauses, wo die Katzen angekommen sind, wird Radio gespielt. Der Leiter hat mich herumgeführt und sagte: „Es gibt die Theorie, dass Katzen am liebsten klassische Musik mögen. Das haben wir ausprobiert und gemerkt, dass die Katzen ein wenig unruhig wurden. Wir haben dann umgestellt auf Radioprogramm.“ Der Vorteil: Die Katzen bleiben dadurch weiter an menschliche Stimmen gewöhnt. Man merkt am Verhalten der Katzen, dass es eine entspannte Wirkung hat, wenn sie Radio hören.
Sind alle Katzen vermittelbar?
Das Ziel ist es, die Katzen wieder so weit aufzubauen, dass sie an ein neues Zuhause vermittelbar sind. Neben dem gesundheitlichen Zustand prüfen Mitarbeitende auch: Wie kompatibel sind sie mit Menschen und anderen Katzen? Und brauchen sie eventuell dauerhaft Medikamente?
In den drei Häusern war es unterschiedlich. Auf der Quarantänestation leben Katzen alleine, wenn sie so krank sind, dass sie nicht weitervermittelt werden können. Sie werden dort mit allem versorgt, was sie brauchen.
Daneben gibt es zwei Katzen, die ein kleines eigenes Häuschen haben, weil sie so inkontinent sind, dass sie es nicht mehr zum Katzenklo schaffen. Die beiden sind Freigänger. Das sind bei der Katzenhilfe Bremen die einzigen Katzen, die ohne Beschränkung nach draußen können und den ganzen Tag frei herumlaufen dürfen. Sie gehen nicht weit und verlassen ihr Revier nicht, aber zur Sicherheit tragen sie einen GPS-Tracker. Diese zwei Katzen sind unvermittelbar. Als die vorigen Besitzer sie brachten, waren sie sehr traurig. Aber sie sagten, dass sie in der Wohnung nun alles austauschen mussten: die Kaffeemaschine, die Böden – einfach komplett die ganze Wohnung renovieren. Bei der Katzenhilfe können sie nun gemeinsam ihren Lebensabend in Ruhe und mit Freigang genießen.
Aber im dritten Haus waren Katzen, die alle vermittelbar waren. Die Mitarbeitenden kennen die Eigenarten der Tiere und können Interessenten beraten. Sie wissen: Hat die Katze Futtervorlieben, Allergien, Besonderheiten und verträgt sie sich mit anderen Katzen? So können neue Halter die Katze finden, die optimal zu ihnen passt.