Ohrmilben bei Katzen – warum Sie bei einer Infektion schnell handeln sollten

Wie Sie Ohrmilben erkennen, behandeln und warum von Hausmitteln abzuraten ist

Ihre Katze kratzt sich ständig am Ohr oder schüttelt den Kopf? Das kann auf eine Ohrentzündung hinweisen. Oft sind es Ohrmilben, die die Beschwerden auslösen. Warum eine schnelle Diagnose vom Tierarzt wichtig ist und wie Ohrmilben behandelt werden, lesen Sie in diesem Interview mit dem Tierarzt Dr. Seide.

Herr Dr. Seide, was sind Ohrmilben bei Katzen?

Milben sind Parasiten, die sich gerne im Gehörgang der Katze einnisten. Die Milben legen Eier, aus denen dann Nymphen schlüpfen. Sie leben von den Zellen im Gehörgang des Katzenohrs, daher kommt es zu kleinsten blutenden Verletzungen, erkennbar an einem schwarzen, krümeligen Ohrensekret. Eine bakterielle Infektion verkompliziert deshalb oft den Milbenbefall. Es kommt aber auch vor, dass die Milben sich außerhalb des Ohrs im Kopfbereich aufhalten. Katzen, die gegen den Speichel der Milben empfindlich sind, reagieren oft mit Entzündungen im Kopfbereich oder sogar am ganzen Körper.

Wie oft kommen Ohrmilben bei Katzen in Ihrem Praxisalltag vor?

Wenn die Katze ein wenig dunkles Ohrensekret zeigt, kommen Katzenhalter oft mit der Vermutung in die Praxis, dass ihre Katze Ohrmilben hat. Katzenhalter tippen jedoch öfter auf Ohrmilben, als es dann tatsächlich der Fall ist.

Tatsächlich sind nur rund 14 Prozent der Ohrentzündungen bei Katzen durch Ohrmilben verursacht. Ein hoher Anteil der Ohrenentzündungen hat eine andere Ursache.

Woran kann man Ohrmilben erkennen?

Eine Katze kratzt sich mit der Hinterpfote am Ohr.

Es gibt es zwei Hinweise, dass die Katze mit Ohrmilben infiziert ist:

  • Oft tritt ein Ohrsekret auf: Es sieht ein bisschen wie Kaffeesatz aus, ist dunkel und etwas krümelig. 
  • Ohrmilben lösen außerdem meistens einen starken Juckreiz aus. Die Katzen kratzen sich dann viel am Ohr oder schütteln den Kopf. Bei Katzen, die stark allergisch auf Milben reagieren, reicht schon ein sehr leichter Befall, um einen Juckreiz auszulösen – manchmal finden wir dann bei einer Untersuchung nicht einmal Milben. Die Stärke der Symptome ist bei jedem Tier individuell ausgeprägt.

Wie werden Ohrmilben übertragen?

Milben werden ausschließlich durch direkten Kontakt übertragen. Tendenziell kommen Ohrmilben eher bei jüngeren Katzen vor, diese bekommen sie schon vom Muttertier. Das kommt häufiger bei Bauernhofkatzen, Fundkatzen oder in der Hobbyzucht vor. Bei Katzen vom Züchter ist eine Infektion selten, weil Züchter stärker dafür sensibilisiert sind. Wenn ich ein Tier mit Milben habe, sollte ich auch die Kontakttiere vorbeugend mitbehandeln. Das gilt sowohl für andere Katzen als auch für Hunde. Milben leben überwiegend im Gehörgang. Im Einzelfall können sie aber auch einmal im Fell und auf der Haut der Katze sein.

Stellen Sie Ihre junge Katze zu Anfang einmal beim Tierarzt vor

Weil Ohrmilben oft vom Muttertier auf das Kitten übertragen werden können, sollten Sie gleich zu Anfang einmal zum Tierarzt gehen und es untersuchen lassen. Die meisten Katzenhalter machen dies ohnehin, um das Tier impfen zu lassen.

Theoretisch ist es dann auch möglich, sich über den gleichen Liegeplatz zu infizieren. Freigänger sind in ihrem Revier daher stärker gefährdet, während Wohnungskatzen ohne Freigang eigentlich gar nicht mit Ohrmilben in Kontakt kommen. Die Milben kommen nämlich nicht in der Wohnung vor.

 

Zwei Kitten liegen dicht nebeneinander.

Sind Ohrmilben auf den Menschen übertragbar?

Nein, Sie müssen keine Angst vor einer Ansteckung haben. Der Mensch ist ein sogenannter Fehlwirt. Es ist nicht wahrscheinlich, dass die Milben von Ihrer Katze auf Sie übertragen werden.

Müssen Ohrmilben bei Katzen vom Tierarzt behandelt werden?

Ja, es besteht auf jeden Fall ein Behandlungsbedarf, sonst droht eine chronische Ohrenentzündung.

Sind die Milben über einen längeren Zeitraum im Gehörgang angesiedelt und die Haut entzündet sich, kann das Trommelfell zerstört werden und es kann zu einer Mittelohrentzündung kommen.

Bei einer chronischen Ohrenentzündung wird außerdem der Gehörgang immer enger und schlechter belüftet, weil es durch den Entzündungsreiz zu einer Bindegewebseinlagerung kommt. Deshalb sollten Sie Ihre Katze beim Tierarzt vorstellen, wenn Sie vermuten, dass sie unter Ohrmilben leidet. Je länger Sie warten, desto schwerer ist die Infektion zu behandeln.

Der Tierarzt schaut mit einem Otoskop in die Ohren – bei einem starken Befall kann er so oft die einzelnen Milben direkt erkennen. Kann er Ohrensekret gewinnen, streicht er dies auf einem Glasträger aus und schaut es unter dem Mikroskop an. Auf diese Weise sind Eier und die Milben selbst zu sehen. Besteht der Verdacht, dass sich Milben im Fell aufhalten, kann man mithilfe eines Klebestreifens auch einen Abklatschtest machen: Etwaige Milben und Eier kleben am Klebestreifen fest und können untersucht werden.

Wie lassen sich Ohrmilben bei Katzen behandeln?

Ein Tierarzt verabreicht einer Katze Tropfen ins Ohr.

Gegen Milben gibt es Salben, die einen milbenwirksamen Wirkstoff enthalten. Daneben gibt es die Möglichkeit von Spot-on-Präparaten, die auch bekannt sind für die Floh- und Zeckenbehandlung. Gibt man ein milbenwirksames Mittel, dann sterben die Milben zwar ab, aber die bakterielle Komponente der Entzündung wird damit nicht automatisch mit behandelt. Der Tierarzt entscheidet deshalb, ob zusätzlich eine Begleitbehandlung gegen eine bakterielle Infektion notwendig ist.

Am häufigsten setzen wir eine Kombinationstherapie aus einem Mittel gegen die Milben und gegen die bakterielle Entzündung ein.

Die Salbe wird direkt in den gereinigten Gehörgang eingebracht. Die Katze kann sie daher nicht unabsichtlich mit der Pfote entfernen. Die Katze muss deshalb auch keinen Kragen tragen. Nur bei sehr starkem Juckreiz und wenn sich die Katze sonst möglicherweise am Ohr wund kratzt, kann dies erforderlich sein.

 

Eine Therapie gegen Milben dauert etwa drei Wochen

Milben haben einen Entwicklungszyklus von 3 Wochen vom Ei über die Nymphe zur ausgewachsenen Milbe. Deswegen sollten Sie die Therapie drei Wochen lang anwenden, damit wirklich alle Tiere erwischt werden. Ansonsten droht der Befall von vorne zu beginnen. Spot-on-Präparate wirken ohnehin in der Regel 3–4 Wochen lang.

Gibt es auch Hausmittel gegen Milben?

Von Hausmitteln gegen Milben rate ich ab. Mittel wie Ballistol sind nicht wirklich milbenwirksam und daher nicht zu empfehlen. Außerdem verklebt das Öl auch den Gehörgang der Katze. Manche Menschen schwören auch auf Teebaumöl. Hier ist wichtig: Teebaumöl ist giftig für Katzen und kann schlimmstenfalls zum Tod führen. Von einer Behandlung mit Hausmitteln rate ich deshalb stark ab.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

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