Nacktkatzen — Katzen (fast) ohne Fell und mit ganz viel Herz

Alles was Sie rund um die Rasse der Nacktkatzen schon immer wissen wollten

Nacktkatzen sind ein echter Blickfang und polarisieren mit ihrem Aussehen. Wie der Name schon vermuten lässt, haben sie kein flauschiges Fell wie die meisten Katzen und werden daher oft als „nackt” beschrieben. Von den einen heiß geliebt, werden sie von anderen eher belächelt oder als Qualzucht abgestempelt. Wir räumen mit Vorurteilen und Mythen rund um die Katzenrassen auf und erklären, warum diese Katzen besonders familienfreundlich sind.

Das einzigartige Aussehen der Nacktkatzen kommt nicht nur durch das fehlende Fell zustande

Das markante Aussehen verleiht den Nacktkatzen nicht nur ihren Namen, sondern ist auch der hartnäckigste Mythos rund um die „nackten“ Katzen. Anders als die meisten Leute annehmen, sind Nacktkatzen nämlich nicht komplett frei von Fell. Die meisten Rassen haben einen leichten Flaum, der die faltige Haut bei der Wärmespeicherung zumindest minimal unterstützt. Optisch fallen Nacktkatzen aber nicht nur durch ihre Haarlosigkeit auf. Die charakteristischen Gesichtszüge, großen Ohren und die zitronenförmigen Augen bescheren den Katzen ihr einzigartiges Aussehen. Der grazile Körperbau der Katzen verleiht ihnen einen anmutigen und eleganten Ausdruck, den Liebhaber dieser Rassen besonders schätzen.

Falten als Schönheitsideal bei Nacktkatzen? 

Funfact: Die Falten der Nacktkatzen gelten bei Züchtern dieser Rassen als ausgesprochen hübsch. Katzen mit prägnant ausgebildeten Falten im Bereich zwischen den Ohren oder im Nacken sind daher besonders beliebt.

Nacktkatzen ohne Schnurrhaare: Warum Tierschützer immer wieder laut werden

Bei Kritikern gelten die Nacktkatzen oft als sogenannte Qualzucht. Darunter versteht man die Zucht mit Tieren, die bestimmte (meist phänotypische) Erbanlagen in sich tragen und beispielsweise mit Fehlstellungen und anderen Defiziten geboren werden. Die Zucht von Merkmalen, die Schmerzen, Leiden oder Schäden verursachen, gilt also als Qual. 

Bei Nacktkatzen spricht man allerdings grundsätzlich von einer natürlich auftretenden Mutation und nicht von einer für die Zucht verbotenen Erkrankung. Die Schnurrhaare der Nacktkatzen werden von einigen Züchtern aber immer wieder weggezüchtet. Dies gilt dann tatsächlich als Qualzucht, da Katzen sich mithilfe der Tasthaare an ihrer Schnauze orientieren und Kontakt aufnehmen. Da die Katzen ohne diesen Tastsinn einiges an Lebensqualität einbüßen müssen, ist das Wegzüchten der Schnurrhaare nicht nur bei Nacktkatzen durch den §11b des Tierschutzgesetzes verboten.

Woher kommen die Nacktkatzen ohne Fell?

Nicht alle Nacktkatzen sind derselben Rasse zugehörig. Es gibt mehrere Katzenrassen, die statt eines Fells nur einen leichten Flaum haben und so unter den umgangssprachlichen Sammelbegriff Nacktkatzen fallen. Unabhängig voneinander haben die Nacktkatzen verschiedene Ursprünge, nämlich zum einen in Kanada, zum anderen auch in Russland. 

Canadian Sphynx:

Die kanadische Sphynx ist die wohl bekannteste Nacktkatzenrasse und die älteste, die bis heute gezüchtet wird. In den frühen 1960er-Jahren wurde sie in Kanada entdeckt, als eine Katze das felllose Kitten „Prune“ zur Welt brachte. Man stellte bei einer Rückkreuzung fest, dass einige der Nachkommen von Prune ebenfalls ohne Fell geboren wurden. Die phänotypische Ausprägung des fehlenden Fells wird also rezessiv vererbt und somit kann ein Zufallsergebnis ausgeschlossen werden. Es entstand die neue Rasse der Canadian Sphynx, die seit den 1970er-Jahren als offiziell anerkannte Katzenrasse gilt. 

Don-Sphynx: 

Einige Jahre nach der Entdeckung in Kanada wurde auch in Russland eine Katze ohne Fell geboren. Die russische Katze „Varvara“ gebar 1986 Nachkommen mit nur spärlichem Fell. Bei einer Rückverpaarung bekamen diese ausschließlich haarlose Nachkommen. So stellte man auch hier, unabhängig von der Rasse aus Kanada, einen neuen, dominant vererbten sogenannten Phänotyp, also ein Erscheinungsbild, fest. 

Mythos: Mystery-Katze

Um die Katzen ohne Fell ranken sich viele Mythen. Eine Annahme, die viele Menschen bis heute haben, ist, dass bereits die Azteken die felllosen Vierbeiner als Haustiere gehalten haben. Dies ist jedoch nicht richtig, denn die Nacktkatzen wurden erst Mitte des 20. Jahrhunderts entdeckt. Folglich haben sie nie bei den Azteken gelebt.

Charakter der Nacktkatzen – gesellig, aktiv und intelligent

Nicht nur optisch sind die Nacktkatzen etwas Besonderes, auch ihr Charakter ist einzigartig. Sie gehören zu den anhänglichsten aller Katzenrassen. Durch ihre äußerst liebevolle Art sind sie sehr auf den Menschen fixiert. Das gesellige Wesen der Katzen sorgt ebenfalls dafür, dass sie sich sowohl unter Artgenossen als auch in menschlicher Gesellschaft sehr wohlfühlen. Auch mit Kindern verstehen sie sich super und schmusen gerne. Damit sind Nacktkatzen ausgezeichnet für eine Haltung in einer Familie geeignet und tolle Katzen für Kinder

Einsamkeit und Alleinsein mögen diese Rassen daher gar nicht und sollten nur dann alleine gehalten werden, wenn Sie dem Tier viel Aufmerksamkeit und Zeit zum Spielen schenken können. 

Da Nacktkatzen ausgesprochen intelligente Tiere sind, müssen Katzeneltern sich besonders viel mit der Katze beschäftigen, damit diese nicht unterfordert ist und sich langweilt. Perfekt dafür geeignet sind Spielzeuge, die selbst gemacht sind und die Katze länger knobeln lassen und sie mit kleinen Herausforderungen lange beschäftigen

Was Sie bei der Haltung von Nacktkatzen beachten sollten

Sie überlegen, eine Nacktkatze aufzunehmen? Dann bedenken Sie: Ihre nackte Haut macht sie sehr empfindlich und birgt bei der Haltung einige Stolperfallen, die Sie jedoch leicht umgehen können: 

1. Wohnungskatze: 

Da den Nacktkatzen der Schutz durch ein buschiges Fell vor Witterungs-Einflüssen fehlt, können sie sich nicht uneingeschränkt das ganze Jahr über draußen aufhalten. Nacktkatzen sind besser für die Haltung in der Wohnung geeignet, wo sie vor der Witterung geschützt sind. 

Aber die Ausnahme bestätigt die Regel denn auch diese Katzen freuen sich über einen gelegentlichen Ausflug auf den katzensicheren Balkon oder in den katzensicheren Garten

2. Sonnenschutz:

Wie beim Menschen treffen auch bei Nacktkatzen die Sonnenstrahlen direkt auf die Haut. Um sie im Frühjahr und Sommer vor der Sonne zu schützen, kann eine geeignete Creme die Haut der Katze bei einem Ausflug nach draußen schonen. 

3. Ernährung: 

Da ihnen das Fell fehlt, haben Nacktkatzen keine zusätzliche Wärme-Isolation und verlieren schnell an Körpertemperatur. Um dies auszugleichen, brauchen sie viel Energie. Eine ausgewogene Ernährung, die die Katzen den ganzen Tag mit ausreichend Energie versorgt, ist bei Nacktkatzen daher besonders wichtig. Hierfür eignet sich vor allem artgerechtes Futter, das einen möglichst hohen Fleischgehalt hat und wenig Getreide enthält. 

4. Katzenhygiene: 

Katzen produzieren zum Schutz ihrer empfindlichen Haut einen dünnen Talgfilm. Da die Nacktkatzen keine schützende Fellschicht besitzen, die diesen Talgfilm aufnimmt, sollten Sie diese regelmäßig sanft abreiben. So kann die frische Talgschicht die gesunde Haut am besten schützen. Deswegen baden einige Nacktkatzen-Besitzer ihre Tiere regelmäßig – ein Abreiben mit einem feuchten Tuch genügt aber auch.

Sind Nacktkatzen durch das fehlende Fell DIE Allergiker-Katzen schlechthin?

Wegen des fehlenden Fells werden Nacktkatzen oft als die optimalen Allergiker-Katzen gehandelt. Doch dies ist nur teilweise richtig. Zwar zählen sie zu den hypoallergenen Katzen und sind für Allergiker geeignet. Doch sondern sie trotz ihres fehlenden Fells über Speichel und Hautschuppen, zahlreiche Allergene ab. Sie sind daher vor allem für Katzenliebhaber mit einer reinen Katzenhaarallergie optimal geeignet.

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